Schadstoffsteckbriefe
Diese Tabelle bietet Ihnen eine alphabetisch geordnete Übersicht über häufig nachgewiesene Schadstoffe in Innenräumen.

Noxe (Schadstoff)

Vorkommen, Besonderheiten

Gesundheitliche Bedeutung

 

Arsen
Weltweit natürlich und anthropogen verbreitetes Metalloid. Industrielle Bedeutung u.a. für Elektronikbauteile, Gläser und Keramik

 

Mäuse-/Rattengift, Verbrennung fossiler Energieträger, Metallverarbeitung, Rauchen

Wer häufig Fisch und Krustentiere konsumiert, kann überdurchschnittlich belastet sein.

 

Aufnahme:
Zellgift. Verdauung, Haut, Atmung. In allen Geweben, Speicherung in Haaren, Nägeln, Haut
Akut:
Schwindel, Schmerzen, Erbrechen, Durchfall
Chronisch:
unspezifische Symptomatik; kanzerogen; mutagen

 

Asbest
Weltweit verbreitete künstlich hergestellte Silikatfasern, die aufgrund ihrer Lungengängigkeit und nicht gegebener Resorptionsfähigkeit gesundheitsgefährdend und seit 1989 in Deutschland verboten sind. Siehe auch unter
Asbestkataster.

 

Vorkommen als Platten etc., Spritzasbest und Asbestzement: Chrysotil, Krokydolith, Amosit, Anthophylith, Aktinolith, Tremolith.
Brandschutz, Isolierung von alten Haushaltsgeräten, Nachtspeicheröfen, Dacheindeckung, Gebäudeisolierung

 

Aufnahme:
Über die Atmung.
Akut:
unbekannt
Chronisch:
Asbestose = Lungenerkrankung mit endzündlichen Vorgängen und Verhärtung des Lungengewebes. Führt letztlich zu massiver Beeinträchtigung der Lungenfunktion.
Kanzerogen (Bauchfell, Brustfell).

 

Benzol
Farblose Flüssigkeit mit stark aromatischem Geruch. Wichtiges Ausgangsprodukt der chemischen Industrie für diverse, oft halogenierte (Chlor, Brom) Verbindungen. Zahlreiche von uns untersuchten Schadstoffe besitzen als Grundgerüst Benzolringe.

 

Benzin, Dieselabgase, Farbstoffe, Biozide, Kokereien, Lösemittel

Benzol erhöht die Klopffestigkeit von Benzin, weshalb es früher beigemischt wurde und oft hohe Konzentrationen in der KFZ-Innenluft erreichte. Heute ist es als Kraftstoffzusatz von maximal einem Prozent zulässig.

 

Aufnahme:
Hauptsächlich über die Atmung. Gut fettlöslich, daher auf das Nervensystem wirkend.
Akut:
Schwindel, Kopfschmerzen, Rauschzustand, Erbrechen, Bewußtlosigkeit, Erblindung
Chronisch:
Schädigung der Leber, des Knochenmarks, der Nieren; Leukämie; kanzerogen; mutagen

 

Bisphenol A (BPA)
Kunststoffbestandteil

 

Bisphenol A ist seit langem in der gesamten Biosphäre weit verbreitet. In Kunststoffverpackungen enthalten wandern die Moleküle unter ungünstigen Umständen in die Nahrung.

 

Aufnahme:
Hauptsächlich über die Nahrung, insbesondere Trinkwasser aus Kunststofflaschen.
Chronisch:
Die Substanz wirkt erwiesenermaßen hormonell und wird in oft hohen Konzentrationen im Urin nachgewiesen. Patienten mit hohen BPA-Urinkonzentrationen berichteten häufiger von Herzbeschwerden als die Gruppe mit niedrigeren BPA-Konzentrationen

 

Blei
Ein Schwermetall, das schon lange vom Menschen handwerklich genutzt wird. Mit seinem niedrigen Schmelzpunkt (327,5 °C) und leichter Handhabung läßt es sich vielfältig verarbeiten.

 

Blei ist schon lange überall in der Biosphäre zu finden. Übrigens nicht nur verursacht durch den Menschen , sondern auch durch Verwitterungsprozesse der Erdoberfläche!
Ob als Beizmittel für Saatgut, im Metallhandwerk oder zur Herstellung von Farbpigmenten, Blei ist universell einsetzbar. Bei Altbauten aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts oder früher sollte auf giftige bleihaltige Wandfarben geachtet werden. Bei Altbauten bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein wurden Bleirohre in der Hauswasseranlage verbaut.

 

Aufnahme:
Über die Nahrung, das Wasser und die Atmung
Akut:
Blei ist ein Enzymgift und blockiert Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper.
US-Forscher warnen eindringlich vor den Gefahren, welche durch Aufnahme in den Körper entstehen können. Besonders Kleinkinder und Säuglinge seien gefährdet, da ihre noch nicht ausgebildete Bllut-Hirn-Schranke das Vordringen des Bleis in das Gehirn erlaubt. Schon geringe Mengen beeinträchtigen offenbar die Intelligenz.
Chronisch:
Eine klassische Bleivergiftung geht einher mit Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schmerzen und dem charakteristischen schwarz gefärbten Zahnfleischsaum.

 

Dichlorvos
Dieses Organophosphorpestizid wird häufig gegen Insekten eingesetzt. Über Monate ausgasende mittelflüchtige farblose bis leicht gelbliche Flüssigkeit, die oft in Verbindung mit anderen Bioziden wie Lindan, Methoxychlor, Piperonylbutoxid und Pyrethroiden angeboten wird.

 

Insektenvernichtungsmittel, das in vielfältiger Form von der Industrie angeboten wird und trotz seiner hochtoxischen Wirkung frei verkäuflich ist.
Im Handel als Nebellösung, Spray und Insektenstrip.
Bemerkenswert ist die Verfügbarkeit als Insektenstrips, welche fast immer in Wohnräumen , Kleiderschränken etc. zur Anwendung gelangen und dort zu Raumluftkonzentrationen führen, die nach wissenschaftlichen Untersuchungen den ADI-Wert (akzeptable tägliche Aufnahme) bei vorsichtiger Annahme mindestens um das zwei- bis fünffache überschreiten. Besonders gefährdet sind Kinder, Schwangere und Kranke.

 

Aufnahme:
Über Mund, Haut und Atmung. Gut fettlöslich, daher auf das Nervensystem wirkend (Cholinesterasehemmer). Prinzipiell Abbau und Ausscheidung innerhalb weniger Tage, Langzeitwirkung durch Speicherung in Fettgewebe und Gehirn.
Akut:
Speichelfluß, Erbrechen, Krämpfe, Durchfall, Herzrasen, Herzstillstand
Chronisch:
Teratogen, Muskelschwäche, neurologische Störungen

 

Formaldehyd
Diese auch Formalin (in wässriger Lösung) genannte Verbindung ist ein wichtiger Grundstoff der chemischen Industrie. Wasser- und alkohollösliches, stechend riechendes Gas.
U.a. Ausgangsprodukt für Kunststoffe.

 

Spanplatten (besonders in alten Platten), als Konservierungsmittel in Textilien, Kosmetika, Arzneien,
in Lacken, Lösemittel, Schaumstoff, Desinfektionsmittel, Tapeten,Presskork, Dämmstoffe, entsteht beim Rauchen von Zigaretten und im KFZ-Verkehr.

 

Aufnahme:
Hauptsächlich über die Atmung, aber auch Nahrung und Haut.
Akut:
Reizung der Augen und der Nase, Reizung der Schleimhäute, Schädigung der Leber und Nieren, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Depressionen, Herz-Kreislauf- Veränderungen
Chronisch:
Allergien, Atemwegserkrankungen, Schleimhautveränderungen, Haarausfall, Schwindel, Krämpfe, Nierenerkrankungen, Kategorie 1B (wahrscheinlich karzinogen beim Menschen).

 

PCB (Polychlorierte Biphenyle)
Aufgebaut aus zwei Benzolringen mit “eingebauten” Chloratomen, welche Wasserstoffatome ersetzen. Je höher chloriert, desto besser fettlöslich.
Erkennbar  z.B. bei undichten Bauteilen von Neonröhren als honiggelbe Tropfen.
Diese als gesundheitsschädlich und umweltgefährlich eingestufte Substanzgruppe mit 209 verschiedenen Einzelverbindungen (Kongenere) ist seit 1978 in Ölen und Dichtungsmassen verboten. Seit 1989 dürfen sie in Deutschland nicht mehr hergestellt werden. Schätzungsweise mehr als 1 Million Tonnen wurden bisher weltweit produziert. Die sehr beständigen PCB’s sind inzwischen in der gesamten Biosphäre nachweisbar.

 

Ein besonderes Problem stellt die frühere Verwendung in offenen Systemen (z.B. Fugendichtmassen in Betonbauten) dar, da der Mensch über die Raumluft bzw. durch direkten Hautkontakt die ausgasenden PCB zusätzlich zum PCB-Gehalt der Nahrung aufnimmt.
In geschlossenen Systemen wie Kondensatoren oder Leuchtstoffröhren kommen sie immer noch als Flammschutz bzw. Dielektrikum vor, was angesichts der zuweilen undicht werdenden Bauteile von Neonröhren ebenfalls als kritisch zu bewerten ist
PCB’s wurden außerdem in Klebstoffen sowie als Flammschutz- und Imprägniermittel für Holz, Papier, Stoffe und Leder verwendet.

 

Aufnahme:
Hauptsächlich über die Nahrung , Atmung und Haut. Gut fettlöslich, daher u.a. auf das Nervensystem wirkend. Außerdem in Leber, Lunge, Nieren und  Herz nachweisbar.
Akut:
Kaum bekannt, die chronische Wirkung überwiegt.
Chronisch:
Hautveränderungen, allgemeines Krankheitsgefühl, Bronchitis, Haarausfall, Störung des Immunsystems, Taubheitsgefühl , Leberfunktionsstörungen, Wachstumsstörungen bei Kindern, u.v.m; embryotoxisch und kanzerogen im Tierversuch

 

Permethrin
Insektizid aus der Gruppe der Pyrethroide, das gegen Mottenbefall bzw. allgemein gegen keratinfressende Insekten auf Wolle aufgebracht wird. In der Landwirtschaft als Biozid z.B. beim Baumwollanbau eingesetzt. Molekülstruktur basiert auf dem natürlichen Chrysanthemenwirkstoff “Pyrethrum”.

 

Wollteppiche, Wollteppichböden, Möbel, Insektensprays, Elektroverdampfer

Im Gegensatz zum Naturpyrethrum stabil gegenüber UV-Licht und daher lange wirkend

 

Aufnahme:
Hauptsächlich über die Atmung und die (kranke) Haut
Akut:
Schwindel, starke Kopfschmerzen, Erbrechen, psychische Störungen, Haut-/Schleimhautreizung
Chronisch:
psychische Störungen, Störung des Nervensystems, kanzerogen

 

Phosphorsäureester (TCEP, TCPP)
Es handelt es sich um Verbindungen, die als Weichmacher mit flammhemmenden Eigenschaften eingesetzt werden. Chemisch mit den Nervenkampfstoffen Tabun und Sarin verwandt.

Hinweis: Neben den Phosphorsäureestern finden noch zahlreiche andere Substanzgruppen wie z.B. bromierte Verbindungen als Flammschutz oder Phthalate als Weichmacher Anwendung in Innenräumen.

 

Eine aktuelle Studie belegt nun erstmals die weite Verbreitung und das Konzentrationsgefüge vonTris-(2-chloroethyl)-phosphat (TCEP) und Tris-(monochloroisopropyl)
-phosphat (TCPP) in zahlreichen untersuchten Innenräumen. Während TCEP vorwiegend in PU-Schäumen in Polstermöbeln, Farben (Möbelbau) und Tapeten zu finden ist, kommt TCPP in PU-Isolier- und -Ortschäumen beim Wohnungsbau sowie für Teppichrücken zur Anwendung.

10mg/kg TCEP bzw. TCPP oder mehr in Hausstaubproben weisen eindeutig auf Quellen im untersuchten Raum hin. Eine vorsichtige Abschätzung der Autoren der Studie prognostiziert bei einer Raumluftkonzentration von 100 ng/m3 eine tägliche Aufnahme von 0,2 bis 2 µg TCEP über die Atemluft.

 

Aufnahme:
Hauptsächlich über die Atmung
Akut:
?
Chronisch:
Die neurotoxische Wirkung diverser Phosphorsäureester ist bekannt.

TCEP wurde in Deutschland als embryotoxisch und kanzerogen im Tierversuch eingestuft. Neurotoxische Wirkungen im Tierversuch wurden ebenfalls nachgewiesen. Zu TCPP liegen keine Daten vor.

 

Schimmel
Schimmelpilze sind überall. Dank ihrer Vermehrungskörper, der Sporen, gelangen sie in jeden Winkel und keimen aus, sobald Temperatur, Feuchte und Nahrungsangebot stimmen. Sie haben mit den echten Pilzen (Steinpilz) nichts zu tun. Schimmelpilze können nicht nur Lebens- und Futtermittel befallen, sondern auch den Körper des Menschen.

 

Da die Feuchte des Ansiedlungsuntergrundes für das Wachstum der Schimmelpilze wesentliche Grundlage ist, sind alle feuchten Oberflächen von Innenräumen geeignet, zur Schimmelpilzbildung beizutragen. Die Ursachen für Durchfeuchtungen von Oberflächen in Innenräumen mit Wasser sind:

Undichtigkeiten durch Risse, Fugen, Durchdringungen, Installationen;
Kapillarwirkung durch fehlende, unvollständige Sperrschichten;
Tauwasser durch zu hohe relative Luftfeuchte oder zu niedrige Oberflächentemperatur in bzw. auf Fensterrahmen etc.

 

Aufnahme:
Sporen über die Atmung. Toxine über Haut und Atmung
Akut:
Reizung der Schleimhäute der Augen und oberen Atemwege durch Sporen möglich.
Chronisch:
Atemwegserkrankungen, Allergien, Mykosen (Verpilzung) z.B. der Haut, innerer Organe, Mykotoxikosen (Vergiftung) über Nahrung, Einatmen

 

Terpene
Gruppe von leichtflüchtigen organischen Verbindungen (VOC) zumeist öliger Konsistenz, die schon in geringen Konzentrationen deutlich (meist angenehm) riechen. Aus drei oder mehr Isoprenbausteinen aufgebaut.

 

Häufig und natürlich in verschiedensten Pflanzen zu finden. Sie sind Bestandteile sog. ätherischer Öle und finden sich besonders in Baumharzen der Nadelhölzer (z.B. Pinen) und Zitrusschalen (Limonen).
Innenraumrelevante Verbindungen sind die häufig in sog. Naturfarben (Terpentinöl) und auch in verbauten (Nadel-)Hölzern vorkommenden Limonen, Alpha-Pinen, Beta-Pinen, Alpha-Terpinen, Delta3-Caren, Longifolen.
Zuweilen langanhaltend hohe Konzentrationen durch langsamere Ausgasung (im Vergleich zu anderen VOC) in sog. “Ökohäusern”, in denen hauptsächlich Nadelhölzer und terpentinölhaltige Anstriche (Möblierung) zur Anwendung kamen.

 

Aufnahme:
Hauptsächlich über die Atmung, zu einem geringeren Teil auch über die Haut
Akut:
Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen
Chronisch:
Allergieauslösend und sensibilisierend (hauptsächlich durch Delta3-Caren = Hautallergie, sog. “Malerkrätze”). Sonst unbekannt, da hier kaum Erfahrungen mit Langzeitwirkungen im Niedrigdosisbereich vorliegen.

 

Tributylzinnoxid (TBTO)
Tributylzinnverbindungen (TBT) werden als Biozide eingesetzt und sind über die Kontaminierung der Weltmeere inzwischen weltweit verbreitet.
TBTO reichert sich in der Nahrungskette an und gelangt so auch zum Menschen.

 

Holzschutzmittel mit fungizider Wirkung, PVC-Bodenbeläge (als Verunreinigung), Kleidung, Nahrung
Die Organozinnverbindung TBT (Tributylzinn) ist eine der giftigsten Chemikalien, die in der Umwelt weit verbreitet ist. Sie wird vor allem als Biozid bei der Herstellung von Unterwasser- Schiffsanstrichen eingesetzt. Aus den Anstrichen wird das schwer abbaubare TBT laufend ins Wasser abgegeben. Es reichert sich in der Nahrungskette an und gefährdet Fische, Wale und schließlich den Menschen.
Gefährdung insbesondere von Krabbelkindern durch den in einer Studie nachgewiesenen Organozinn-Gehalt von PVC-Böden.

 

Aufnahme:
Zellgift. hauptsächlich über die Verdauung
Akut:
sehr giftig, stark reizend, haut- und schleimhautreizend
Chronisch:
Beeinträchtigung des Immunsystems (erhöhte Anfälligkeit gegen Infektionen, Schwächung der Tumorabwehr), Leber- und Gallengänge, Anämie, Störungen des endokrinen Systems